Weißwasser hat den begehrten „Vierten Stern“ in der DEB Nachwuchsförderung

Jungfüchse holen sich vierten Stern zurück
(06.04.2022)Die Jungfüchse haben sich nach erfolgreicher Prüfüng den vierten Stern der DEB Nachwuchsförderung zurück geholt. Durch gute und akribische Arbeit aller Beteiligten kann der Verein voller Stolz darauf blicken. Es wurden alle möglichen Punkte für den Standort geholt.
Wir danken allen, welche Ihren Teil dazu beigetragen haben !!!
Steffen Bistrosch führte diesbezüglich ein Interview mit Marius Riedel, welcher für die Sternebewertung verantwortlich ist.
Herr Riedel, seit gut zwei Jahren sind Sie als Talent- und Standortentwickler der DEL 2 tätig, , wie gut kennen Sie inzwischen Weißwasser?
Ziemlich gut für die Zeit, in der ich infolge der Coronaproblematik aktiv sein konnte. Unter anderen fand vergangenes Jahr das DEL 2 Perspektivcamp hier statt, während dieser Zeit habe ich mir einen positiven Eindruck verschaffen können.
Weißwasser ist ein Standort mit einer inzwischen neunzigjährigen Tradition. Die größten Erfolge errangen die Lausitzer allerdings in der Vergangenheit. DDR Meister, viele Nationalspieler wurden hier geformt. Aktuell spielen etliche Lausitzer in der DEL bzw. DEL 2. Wie hoch ist der derzeitige sportliche Stellenwert der Füchse, speziell der Nachwuchsabteilung?
Ich glaube, derzeit gibt es insgesamt einen positiven Trend. Die jüngeren Jahrgänge sind sportlich gut aufgestellt. Zudem ist die Identifikation des gesamten Umfeldes mit dem Verein sehr hoch. Bis auf eine Ausnahme kommen alle Trainer von hier, das ist ein absoluter Zugewinn. Zudem identifiziert sich die Profi GmbH mit dem Nachwuchs, das ist nicht selbstverständlich. Ich spreche regelmäßig mit Dirk Rohrbach, der dann wissen will, was noch getan werden müsste. Und er hat Pläne für die Zukunft der Nachwuchsabteilung.
Wo ordnen sich die Jungfüchse quantitativ und qualitativ im Vergleich zur Liga derzeit ein?
Ich meine, im guten Mittelfeld. Natürlich gibt es Vereine, die besser aufgestellt sind, es gibt allerdings viele Vereine, die weniger gut sind. Weißwasser verfügt über eine super Eishalle, wenngleich nur mit einer Eisfläche. Kraftraum, Kabinen, Sportplatz, Turnhalle, Außenflächen für das Training, grundsätzlich passt alles. Ich glaube, das Grundproblem besteht darin, wenn es gute Spieler gibt, und die gibt es immer wieder, dann sind diese recht schnell weg. Wenn alle Spieler, die in den letzten zehn Jahren hier ausgebildet worden wären hier spielen würden, dann wäre Weißwasser ein Topstandort. Die Gegebenheiten sind jetzt, wie sie sind. Die Leistungszentren wie Dresden locken die Talente mit ihren Möglichkeiten an. Gerade Weißwasser ist davon betroffen. Wenn es gelingt, diesen Trend umzukehren und Talente zu behalten bzw. zurückzuholen, wäre das gut für den Verein. Ich selber komme aus Halle, wenn früher dort gute Spieler waren, sind sie nach Weißwasser gegangen, um hier Bundesliga spielen zu können, Inzwischen wechseln sie beispielsweise eher nach Dresden.
Weißwasser hat den begehrten vierten Stern des DEB Nachwuchsausbildungskonzeptes zurückgeholt. Welche positiven Aspekte ergeben sich aus dieser Zertifizierung?
Zunächst hat der Verein einen finanziellen Vorteil, es fließen Summen aus dem sogenannten Reindlpool zurück in die Lausitz. Und in der Außendarstellung wird sehr wohl wahrgenommen, wie der Verein abgeschnitten hat. Das spielt möglicherweise bei Neuverpflichtungen eine Rolle. Zudem muss in der DEL 2 jeder Verein mindestens drei Sterne in der Nachwuchsarbeit vorweisen können, ab der kommender Saison sogar vier. Sonst drohen empfindliche finanzielle Strafen für jeden nicht errungenen Stern.
Inwiefern unterscheidet sich die Nachwuchsarbeit der drei sächsischen Standorte voneinander?
Dresden steht hier an erster Stelle. Sie haben sich einen enormer finanzieller Background erarbeitet, dazu kommen die perfekte Bedingungen („Fünf Sterne“; Die Red.), viele hauptamtliche Angestellte, fünfzig , sechzig Kinder pro Jahrgang, aus denen später die Talente hervorgehen. Crimmitschau ist etwa auf dem Niveau von Weißwasser. Die jüngeren Jahrgänge sind ebenso wie hier sehr stark, ebenso die Identifikation mit dem Verein.
Sind Weißwasser und Crimmitschau dann eher typische Ausbildungsvereine, in denen Spieler für andere größere Clubs entwickelt werden?
Das scheint zwar so zu sein, muss aber nicht so bleiben. Muss ein Spieler unbedingt nach Köln oder Dresden? Kann er nicht hier an das Männerteam herangeführt werden? Vielleicht mit einer Kooperation beispielsweise mit den Eisbären. Man sollte es den Spielern so schwer wie möglich machen, einfach wegzugehen.
Was kann Weißwasser kurzfristig besser machen?
Für Erfolg braucht es eine breite Basis, was natürlich eine Challenge darstellt, bei einer so geringen Einwohnerzahl in der Stadt. Es braucht pro Jahrgang wenigstens fünfzehn, sechszehn Spieler, um später in der U17 mit zwanzig Spielern plus Torwart antreten zu können. In einer Zeit, in der sich die Jugend mit vielen andere Dingen außer Sport beschäftigt, ist es natürlich schwierig, die Spieler beim Leistungssport zu halten. Dazu kommen die großen Clubs, die die Spieler weglocken. Ich denke, Weißwasser ist auf einem guten Weg. Man muss schauen, dass Talente nicht nur abgegeben, sondern den jungen Spielern hier Perspektiven aufzeigt werden. Und der eine oder andere vielleicht zurückgeholt wird.
Welche realistischen Perspektiven haben Spielerinnen und Spieler denn, wenn sie sich für den Weg des professionellen Eishockeysport entscheiden sollten?
Das muss differenziert betrachtet werden. Mädchen haben es sehr schwer, mit dem Sport Geld zu verdienen, es gibt keine Profiliga in Deutschland. Es sei denn, sie sind so gut, dass sie es in die Nationalmannschaft schaffen. Dann stehen Bundeswehrplätze zur Verfügung und man ist praktisch Profi. Für Jungen wiederum ist die Perspektive gut. Millionen wie im Fußball wird wahrscheinlich niemand verdienen. Allerdings läuft das Geschäft in Deutschland läuft inzwischen so, dass in der DEL oder als Nationalspieler sehr gut Geld verdient werden kann. In der DEL 2 kann man ebenfalls gut vom Sport leben. In den Ligen darunter ist es ebenfalls möglich, etwa nebenbei zu studieren und mit Eishockey nebenbei seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Auch die Oberliga ist inzwischen hochprofessionell aufgestellt.
Verfügt Weißwasser derzeit über Talente, die an die Türen des Eishockeysports klopfen?
Die Entwicklung der Spieler habe ich im Blick, ich werde keine Namen nennen. Grundsätzlich sind am Standort Spieler vorhanden, die eines Tages Profispieler werden können. Wenn die Talente konsequent dranbleiben, werden sie eines Tages ihre Chance erhalten, da bin ich sicher.
Weshalb sollten Mädchen und Jungs unbedingt mit dem Eishockeysport beginnen?
Mannschaftssport schult das Sozialverhalten. Für Fragen beispielsweise „Wie gehe ich mit Menschen um? Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen? Akzeptiere ich Regeln? Was bedeutet Disziplin? Welche Konsequenzen kann mein Verhalten haben?“ erhalte ich Antworten. Dazu ist Eishockey ein koordinativ sehr anspruchsvoller Sport, ich muss Schlittschuhlaufen können, die Scheibe mitnehmen, ein Blick für den Mitspieler, den Gegner, die Schiedsrichter und das Tor haben. Körperlich ist es herausfordernd, auf und neben dem Eis wird trainiert. Als Sportler bin ich fit, gesund und lerne viele positive Aspekte auf sportlicher und menschlicher Seite kennen.
Vielen Dank für das Gespräch, alles Gute für die Zukunft, bleiben Sie gesund.