Sommerinterview mit Sebastian Wolsch
Sebastian Wolsch entstammt dem Nachwuchs des Eissport Weißwasser. Seine Spielerkarriere führte ihn unter anderem nach Dresden, Weiden und Füssen. Nachdem er diese 2019 in Waldkraiburg beendete, kehrte er nach Weißwasser zurück und wurde sportlicher Leiter für die Nachwuchsmannschaften. Für unsere Homepage gab er ein großes Sommerinterview, blickte einerseits auf die vergangene Saison zurück, schaute aber auch auf das, was kommt.
Sebastian, fangen wir direkt mit den Jüngsten an, der Laufgruppe bzw. U7. Hier findet ja noch kein Wettkampfbetrieb statt. Bisher gab es drei Eiszeiten pro Woche. Wie ist der Ausblick auf die kommende Saison und gab es schon Neuanmeldungen?
SW: Wie jedes Jahr wollen wir natürlich Neuzugänge rekrutieren. Nach der letzten Saison haben wir eine Auswertung gestartet und mussten erkennen, dass wir dort unten – auch durch den hohen Zulauf im letzten Jahr – das Trainerteam verstärken müssen. Bisher hatten wir vier Gruppen und hatten pro Gruppe zwei Trainer. Optimaler ist es, drei Trainer pro Gruppe auf dem Eis zu haben. Insgesamt möchten wir also 12 Trainer und Übungsleiter auf dem Eis haben. Wir konnten den Trainerstab mit jungen Trainern erweitern, um sowohl die Qualität als auch das Miteinander zu stärken und dass noch mehr auf die Kinder eingegangen werden kann.
Die neuen Trainer kommen ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs?
SW: Ja. Nächstes Jahr werden die BFD-Stellen neu besetzt. Willy Fiedler und Benjamin Hanl aus dem Regionalligateam werden uns hier unterstützen. Stephan Steinke ist auch weiterhin da und es kommt noch eine junge Kollegin, die sich bei uns beworben hat. Sie hat auch schon in Dresden in dem Bereich gearbeitet. Sie macht hier in der Nähe eine Ausbildung und unterstützt uns dann ebenfalls im Nachwuchs.
Die drei Eiszeiten pro Woche bleiben erhalten?
SW: Genau, mit dem erweiterten Trainerstab ist es weiterhin möglich und für die Spieler natürlich auch wichtig, das abzusichern. Samstag wird es allerdings nicht immer klappen, da ja der Spielbetrieb der anderen Mannschaften am Wochenende ebenfalls stattfindet.
Dann kommen wir zur U9 – den Bambini. Blicken wir kurz auf die vergangene Saison zurück. In dem Bereich werden ja noch keine Ergebnisse aufgeschrieben, korrekt?
SW: Genau, hier geht es darum, dass jeder spielt, spielt, spielt.
Wie ist das Trainerteam der U9 in der kommenden Saison aufgestellt?
SW: Die Trainer bleiben Thomas Götz und Torsten Hanusch. Als Übungsleiter sind weiterhin Eberhard Gubisch und Elias Schenk im Einsatz. Neu dazustoßen wird noch Ivo Flöter. Er hat sein Studium abgeschlossen und uns signalisiert, dass er hier jetzt auch mehr eingreifen könnte und wird ebenfalls in der Laufgruppe unterstützen.
Es gab Kritik von einigen Eltern, dass immer ein anderer Trainer an der Bande ist. Ja, verstehe ich – andererseits funktioniert es nicht, nur für diese Altersklasse einen hauptamtlichen Trainer einzustellen. Insofern denke ich, dass wir das gut abgedeckt haben.
Machen wir mit der U11 – den Kleinschülern weiter. In der vergangenen Saison sind die Jungfüchse zweiter hinter Dresden geworden. Wie ist das Fazit?
SW: Vollkommen in Ordnung. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Großstädte uns einholen. Wir sind noch vor Berlin – das hat aber auch den Hintergrund, dass die Berliner grundsätzlich mit einer sehr jungen Mannschaft spielen – ein Jahrgang zurück. Wir können trotzdem den Hut ziehen, dass wir immer noch da oben mitschwimmen, auch ohne das Einzugsgebiet der Dresdner oder Berliner. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich da unten die Ergebnisse nicht so ernst nehme. Die sollen alle spielen. Klar sind gute Ergebnisse immer schön, aber dass alle spielen ist das Wichtigste.
Letztes Jahr war der Trainer Torsten Hanusch, die Übungsleiter waren Thomas Götz, Tim Lendzian und Sebastian Klenner. Bleibt das so?
SW: Torsten Hanusch und Thomas Götz bleiben. Tim Lendzian ist aus beruflichen Gründen nicht mehr dabei. Ihn wird es nach Berlin ziehen. Sebastian Klenner wird in die U13 hochgehen. Bei der U11 werden dann die Nachwuchskräfte wie Willy Fiedler und Benjamin Hanl unterstützen.
In der letzten Saison wurde mittendrin die Spielfeldeinteilung gewechselt. Anstatt bei den Turnieren das Eis quer zu teilen und zu bespielen, wurde anschließend längs geteilt.
SW: Das wird auch in der kommenden Saison ab Januar wieder so sein. Das Ziel hierbei ist, dass die Spieler einerseits die langen Laufwege erlernen. Außerdem können sie so auch anfangen, die Abseitsregel zu üben.
Die U13 wurde Dritter hinter Dresden und den Eisbären.
SW: Da waren Spiele dabei, wo man sagt, die man hätte gewinnen können, aber von der Mannschaft her war einfach nicht mehr drin. Wir sind Dritter hinter den beiden Topmannschaften, also alles gut.
Wie sieht das Trainerteam in der kommenden Saison aus?
SW: Christian Rösler bleibt Trainer mit Sebastian Klenner als Co-Trainer.
Wie ist der Ausblick auf die kommende Saison auch in Hinblick darauf, wieviele Spieler aus den unteren Altersklassen hinzustoßen?
SW: Die Talente nehmen natürlich Jahr für Jahr immer weiter ab. Deshalb ist die Rekrutierung auch das A und O. Wir müssen auch schauen, wie das mit Niesky wird. Dort gibt es erst im November Eis. Vielleicht sagen einige Kinder oder Eltern, dass sie deshalb lieber nach Weißwasser kommen.
Die Ziele sind klar. Natürlich wollen wir so weit wie möglich vorn landen, aber besonders sollen alle ganz viel Spielpraxis sammeln. In der U13 ist es für alle etwas schwieriger, da die ehemaligen U11-Spieler sich erst mal an das Großfeld gewöhnen müssen. Das ist der größte Arbeitspunkt für Spieler und Trainer – natürlich in allen Vereinen.
Die U15 ist in der ODM ebenfalls Dritter hinter Dresden und den Eisbären geworden, in der Qualifikation für das Meisterturnier dann aber gescheitert.
SW: Das war schade. Wir wollten im Meisterturnier mitspielen, hatten dann aber in Wolfsburg verloren. Am nächsten Tag, als das Ausscheiden schon feststand, gewinnen wir dann zu Hause 8:2 gegen Wolfsburg. Da waren die Spieler dem Druck einfach nicht gewachsen. Das hat die Saison ein bisschen getrübt, ansonsten hat sich die Mannschaft gut entwickelt.
Wie sieht es mit der kommenden Saison aus?
SW: Wir werden zwei Meldeklassen in der U15 melden. Wir haben guten Zulauf – insgesamt 30 Spieler im Kader. Um allen die nötige Spielpraxis zu geben, haben wir uns für die zwei Meldeklassen entschieden. Das hatten wir auch für die U13 überlegt, aber da war einfach nicht ausreichend Qualität von unten da.
Trainer für die U15 war Marius Stöber, bleibt er? Kommt für die MK2 ein weiterer Trainer dazu?
SW: Marius bleibt Trainer. Es ist der Plan, dass er beide MKs trainiert. Wer Co-Trainer wird, werden wir noch entscheiden.
Mir wurde erzählt, bei BB Radio hat letztens jemand 1000 € für die U15 der Jungfüchse gewonnen.
SW: Wir wollen nächstes Jahr im April in den Osterferien mit der U15 nach Toronto fliegen. Dort wollen wir trainieren und auch Spiele und Turniere bestreiten. Das ist natürlich nicht billig und solche Spenden nehmen wir dankend an. Wir sprechen auch bereits mit Sponsoren, um hier weitere Mittel zu bekommen.
Die U17 hat ein paar schwere Jahre hinter sich. Nach dem bitteren Rückzug aus dem DEB-Bereich und der anschließenden Nichtzulassung zum Aufstieg konnte man in der letzten Saison die Meisterschaft in der ODM und Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur U17 Bundesliga Division 2 feiern. Hier gab es dann aber in zwei Spielen eine 0:5-Wertung gegen die Jungfüchse und der Traum vom Aufstieg war theoretisch vorbei. Dennoch gab es kurz danach die Meldung, dass Weißwasser in der kommenden Saison in der Division 2 antreten darf. Wie kam das zustande?
SW: Wir haben einen Antrag gestellt. Aufgrund der Ergebnisse hatten wir die Argumente auch auf unserer Seite. Der Antrag ist dann beim Leistungssportausschuss durchgegangen und entsprechend sind wir aufgerückt. Die Division 2 Nord wird aufgestockt. Wir sind jetzt insgesamt neun Mannschaften in der Liga.
Wie wird der Kader in der neuen Saison aussehen?
SW: Wir haben einen guten Zulauf an neuen Spielern, die auch bereits Division 2 gespielt haben. Es ist also in den letzten Jahren wieder ein guter Ruf nach außen gegangen. In der U15 haben wir auch sechs oder sieben Zugänge. In der U17 sind es vier oder fünf. Das Wohnheim ist gut gefüllt – es sind nur noch zwei Plätze frei.
Der Kader der U17 in der letzten Saison war auch relativ jung. Wir spielen also diese Saison fast komplett mit dem gleichen Kader, sie sind eingespielt. Da erwarte ich mir schon ein bisschen was.
Du bleibst Trainer?
SW: Ja.
Und wie sind eure sportlichen Ziele?
SW: Ganz klar der Nichtabstieg. Die Liga wird nicht mehr wie vor vier Jahren sein, als wir das letzte Mal Division 2 gespielt haben. Sie wird stärker sein, aber ich mache mir darüber wenig Gedanken. Der Kader ist groß genug. Wir haben auch den Luxus drei Ausländer im Kader zu haben – man darf nur mit zwei spielen. Das ist gut, es sollen sich nicht nur die Deutschen den Hintern aufreißen. Auch die ausländischen Spieler müssen sich beweisen, um spielen zu dürfen.
In der letzten Saison gab es die Kooperation mit FASS Berlin im U17-Bereich. Wird sie fortgesetzt?
SW: Ja, die Kooperation wird fortgeführt. Das hat gut funktioniert, die Spieler haben gut in die Mannschaft gepasst. In den nächsten Jahren wollen wir die Kooperation auch auf andere Altersklassen ausweiten, aber ein Schritt nach dem anderen.
Kommen wir zu guter Letzt zu unserem Regionalliga Team, welches ab der kommenden Saison nicht mehr mit U23 im Namen, sondern einfach als Lausitzer Jungfüchse auflaufen wird. In der letzten Saison war man nach der Hauptrunde Siebter, anschließend erfolgte das Ausscheiden im Playoff-Viertelfinale gegen die Schönheider Wölfe.
SW: Die Hauptrunde war nicht zufriedenstellend, wir haben mehr erwartet. Sowohl von der Qualität als auch vom Talent her hatten wir eine sehr gute Mannschaft. Aber mental oder menschlich hat es leider nicht so gepasst, wie man sich das vorgestellt hat. Das hat man auch an den hohen Niederlagen gesehen, die wir teilweise bekommen haben. Man bekommt zwei, drei schnelle Gegentore und dann bricht man zusammen. Die mentale Fitness war einfach nicht da.
Und an welchen Stellschrauben kann man da drehen?
SW: Bodo (Anm.: Jörg Wartenberg) und ich hatten uns vor den Playoffs schon Gedanken gemacht und sind relativ schnell auf den Trichter gekommen, dass es personelle Änderungen in der Mannschaft geben muss. Da waren Spieler dabei, die bockig waren oder auch eine Körpersprache an den Mann gelegt haben. Dann denke ich mir: „Du brauchst doch hier nicht spielen.“ Auch finanziell muss man sagen, dass wir Geld für Spieler in die Hand genommen hatten, die es einfach nicht wert waren.
Wir haben also frühzeitig die Gespräche mit den Spielern gesucht, die wir behalten wollten. Ich denke, es ist uns gelungen, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzustellen.
Wie sieht es auf den Ausländerpositionen aus?
SW: Wir haben aktuell zwei Ausländer im Kader. Pavel Dousa ist zurück bei uns. Neu im Team ist Vojta Marcinek. Er hat letztes Jahr in Straubing gespielt. Außerdem hat letzte Woche der Deutsch-Kanadier Corey Schultheis bei uns zugesagt. Wir haben dann einen Kader mit 17 Spielern und vier Torhütern – ein Torhüter ist bereits fest an FASS Berlin in der Landesliga ausgeliehen, weil er bei uns aktuell keine Aussicht auf Spielpraxis hat.
Habt ihr euch Ziele für die neue Regionalligasaison gesetzt?
SW: Wir müssen einfach Publikum gewinnen. Zum Beispiel letztes Jahr gegen Niesky hatten wir eine volle Bude und dann so eine Leistung abgeliefert. Das geht nicht. Daher ganz klar: Wir wollen vernünftiges Eishockey bieten, wir wollen Eishockey mit Herz bieten.
Ich muss auch dazu sagen, dass mir die Ergebnisse in der ersten Hinsicht nicht wichtig sind. Wichtig ist, dass wir von der ersten bis zur letzten Sekunde kämpfen und nicht zusammenklappen, egal, was passiert. Die Regionalliga ist in zwei Gruppen geteilt. Auf der einen Seite hast du FASS Berlin, Schönheide, Chemnitz und Lauterbach, gegen die du auch an guten Tagen wenig Chancen hast. Wir werden also ganz klar in der hinteren Tabellenhälfte landen und ich baue da auch nicht unnötig Druck auf. Wir messen uns mit Mannschaften wie den Eisbären oder Dresden.
Wie sieht es denn mit der Zusammenarbeit mit der Profiabteilung aus?
SW: Neu ist, dass wir uns ab der neuen Saison mit den Profis eine Eiszeit teilen werden. Das Trainerteam um André Mücke und dem neuen Headcoach Christof Kreutzer ist an uns herangetreten und bat um eine zusätzliche Eiszeit, die eigentlich den Jungfüchsen zur Verfügung steht. Der Anfrage haben wir unter der Voraussetzung, dass die Eiszeit gemeinsam mit dem Regionalliga Team stattfindet freigegeben.
Davon verspreche ich mir als sportlicher Leiter natürlich einige Synergie-Effekte. Was in den letzten zwei Spielzeiten leider nicht wirklich gelebt wurde. Wir wollen am Standort junge Weißwasseraner Spieler ausbilden und mehr Kooperation leben, insofern erhoffe ich mir für die neue Saison – ein mehr Miteinander.
Nach dem Abgang von Marco Ludwig im Dezember hast Du dir mit Bodo das Training geteilt. Wer wird in der neuen Saison Trainer?
SW: Das ist noch ein bisschen in der Schwebe. Wahrscheinlich wird es so sein, dass Bodo, Lute (Anm.: Marco Ludwig), der ja wieder zurück ist, und ich uns die Spiele aufteilen werden. Am Ende ist es auch egal, wer als Trainer an der Bande steht. Es ist nicht der Name des Trainers, der auf dem Trikot steht, es ist der Name des Spielers. Es gibt ein abgestimmtes Konzept, wie gespielt werden soll und dann wird das entsprechend umgesetzt.
Gibt es insgesamt Neuigkeiten, die die Nachwuchsarbeit betreffen?
SW: Ja, es wird eine Neuerung geben. Wir sind bei der U17 verpflichtet, zukünftig einen Livestream anzubieten. Somit bauen wir eine Kamera auf, die das Spiel automatisch, KI-gesteuert filmt. Wir haben somit keinen personellen Mehraufwand. Der Vorteil ist, dass wir diese Kamera auch für andere Spiele aus dem Nachwuchs nutzen können. Somit haben wir einerseits die Chance, weitere Sponsorenflächen anzubieten. Aber auch in der nachträglichen Spielauswertung bekommen die Trainer natürlich viel mehr Möglichkeiten.
Sebastian, vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute für alle Mannschaften des Vereins für die neue Saison!
Das Interview führte Branko Frischke.