10.06.2020

Nachwuchs: U17 Staffeleinteilung Division I Nord

Nachwuchs: U17 Staffeleinteilung Division I Nord


Beim Eissport Weißwasser (ESW) versteht man die Eishockeywelt nicht mehr, sieht Begriffe wie Sportsgeist, Fairness oder Gerechtigkeit konterkariert. Angefangen hat alles mit einer Mail des DEB vom 15. April 2020. Mit dieser wurde verkündet, dass es dem Deutschen Eishockey Bund sehr am Herzen liege, „…dass den sportlich qualifizierten Nachwuchsteams/ Vereinen auf den jeweiligen Relegationsplätzen im Bereich des U20 sowie U17 Spielbetriebs aufgrund der sofortigen Einstellung des Spielbetriebs und dem damit nicht möglichen Aufstieg, keine weiteren Nachteile entstehen sollen.“

Weiter hieß es: „Dementsprechend wurde seitens des Deutschen Eishockey Bundes eine Anpassung bzw. eine Aufstockung der Ligenstruktur für die kommende Saison 2020/2021 durchgeführt, die Sie im beiliegenden Dokument einsehen können.“ Der Anhang hatte es allerdings in sich: Während sowohl in die Divisionen I und II der DNL und in die Division I Süd der U17 die Staffelsieger der jeweils niederen Klassen direkt aufsteigen, erkor man für die Division I Nord einen Sondermodus: Die beiden Letztplatzierten der Division I (Wolfsburg/ Crimmitschau) sollen mit dem Sieger der Division II (ESW) in einem Qualifikationsturnier zwei Plätze für die Division I ausspielen. Das rief die beteiligten Vereine auf den Plan, die sich mit gleichlautenden Schreiben vom 16. April an den DEB wandten und eine Gleichbehandlung für den Norden beantragten. Mit E-Mail vom 12. Mai wurde den drei Nordclubs mitgeteilt, dass man den Antrag abweise und an der beschlossenen Relegationsrunde festhalte. Doch nicht nur das. Zugleich erklärte der DEB zu dem Turnier: „Sollte dies - aus Gründen der Corona-Krise- nicht durchgeführt können und durch den Deutschen Eishockey Bund e.V. abgesagt werden, so wird der Tabellenstand/die Einteilung zum Zeitpunkt der Einstellung des Spielbetriebs 19/20 herangezogen.“

Genau dieses Szenario hatte man in Weißwasser befürchtet. Anders, als zu den „Nachteilen“ zunächst avisiert, würde der ESW dann eben doch um den Lohn seiner Leistungen in der Vorsaison gebracht. Und der DEB ignorierte mit seiner Entscheidung auch sämtliche der vorgetragenen Bedenken dazu, wie realistisch das Stattfinden der Relegation, wie eine einigermaßen gleichmäßige Vorbereitung der beteiligten Mannschaften zu erreichen sei, an welchem Standort wann überhaupt wieder Eis zur Verfügung stünde und dass den Vereinen jegliche Planungssicherheit genommen werde. „Was rechtfertigt die Ungleichbehandlung zwischen der Südstaffel, wo um zwei Teams aufgestockt wird, und dem Norden?“, fragt ESW-Nachwuchschef- und U17-Trainer Sebastian Wolsch: „Wenn sicher wäre, dass es das Turnier gibt, könnten wir ja noch damit leben; trotz vieler Fragen – wer hat Heimrecht, wer muss zweimal hintereinander spielen?“ Die Begründung des DEB für das Festhalten an der Quali wirkt diskriminierend. Danach sei „…der Leistungssportausschuss mehrheitlich der Meinung, dass die derzeitige Ligenstärke von 8 Mannschaften in der U17 Division 1 Nord aus leistungsbezogen Gründen das Maximum ist und beibehaltet werden soll.“ Für Sebastian Wolsch ein Unding: „Das erweckt schon mehr als nur den Anschein von Willkür. Keiner kennt die Kader der Teams, keiner deren Leistungsstärke. Aber schon vor dem ersten Wettkampf werden wir drei Nordclubs praktisch abqualifiziert.“

Der ESW-Vereinsvorsitzende Bernard Stefan empfiehlt, sich vor solchen "Leistungseinschätzungen" sachkundig zu machen: "Die Herren sollten sich vielleicht mal anschauen, wie viele Top-Spieler aus Weißwasser in der U 17 Division I mitwirken und absolute Leistungsträger sind. Das unterstreicht die gute Arbeit, die wir trotz vieler Nachteile leisten. Und wenn diese Benachteiligungen so weiter gehen, wird es bald nur noch große Stützpunkte geben. Ob die dann immer genügend Talente aus den eigenen Reihen formen können, darf mehr als bezweifelt werden." Stefan wittert zudem Sturheit beim DEB: „Es ist doch nicht schlimm, mal einen Fehler zu machen. Aber dann sollte man auch die Größe haben, ihn einzugestehen. Was hier passiert, kommt einer Ohrfeige für Spieler, Trainer und Clubs gleich.“ Deshalb haben sich die beiden sächsischen Vereine auch an den Sächsischen Eissportverband (SEV) mit der Bitte um Unterstützung gewandt. „Ich habe mit dem DEB-Sportdirektor, Stefan Schaidnagel über das Thema gesprochen. Er hat mir zugesichert dass die zuständigen Gremien des DEB sich noch einmal mit den Beteiligten in Verbindung setzen wollen.

Ich hoffe im Interesse unserer Vereine und der Sportler, dass hier eine einvernehmliche Lösung gefunden werden kann“, sagt Lutz Michel, der Präsident des SEV. Die Oberlausitzer treibt noch aus einem weiteren Grund die Angst um. Seit Jahren verlieren die Jungfüchse eben die talentiertesten Spieler an Erstligisten. „Nun, da wir hier wieder erstklassig spielen könnten, werden wir in eine Hängepartie mit offenem Ausgang getrieben. Aber die Jungs wollen Sicherheit. Die gibt es aktuell nicht. Daher müssen wir wieder mit Abgängen rechnen“, beklagt der ESW-Chef. Dabei sollte die U17 das neue Aushängeschild der Lausitzer werden, die die U20 vom Spielbetrieb abmeldeten und dafür eine U23 in der Regionalliga Ost an den Start bringen werden. Inzwischen haben die Ostsachsen einen Anwalt eingeschaltet, der einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz reklamiert und vom DEB unter Fristsetzung die sofortige Aufnahme des ESW in die Division I Nord fordert. Andernfalls werde man die DEB-Sportgerichtsbarkeit einschalten.

Für Trainer Wolsch gibt es momentan keine zwei Wege: „Ich plane ausschließlich mit der Division I, da wir im Recht sind.“