25.06.2019

Junge Füchse, alte Probleme, neue Hoffnung

Verantwortliche analysieren sportliche Situation im Nachwuchsbereich
Von Steffen Bistrosch

So begeisternd die Saison für das Profiteam der Lausitzer Füchse um Corey Neilson lief, so ernüchternd waren zum Teil Ergebnisse der Spielklassen im Nachwuchsbereich. Sowohl die U20 mit dem Abstieg aus der Division II (zweithöchste Spielklasse), als auch die U17 in der Division I (höchste Spielklasse) konnten ihre jeweilige Liga im Saisonverlauf sportlich nicht halten. Die aktuellen Tabellenplatzierungen der U 15 und der U13 geben ebenfalls wenig Anlass zur Hoffnung, dass sich diese Tendenz kurzfristig umkehrt. Wobei die U15 einen Teil der eingefahrenen Punkte durch Formfehler am „Grünen Tisch“ verlor. Lediglich die Ergebnisse U11 und die U9 können den Ansprüchen des Traditionsstandortes genügen.

In den Vergleichen gegen die direkte ostdeutsche Konkurrenz etwa aus Berlin oder Dresden sind sie derzeit qualitativ wie quantitativ (noch) in der Lage, gegenzuhalten. Das zeigen die Siege beim Maschinenbaucup in Crimmitschau oder beim Juniorcup in Dresden gegen namhafte Gegner. Dem erfahrenen Trainer Torsten Hanusch steht ein relativ großer Kader zur Verfügung. Die Durchlässigkeit der unterschiedlichen Meldeklassen sorgt für gesunde sportliche Konkurrenz im Team, der Trainer hat hier die Qual der Wahl bei der Aufstellung der Mannschaften. Die Gründe für das dürftige Abschneiden der Älteren sind indes vielschichtig. Ein wesentlicher Aspekt stellt das „Einfrieren“ der Altersklassen durch den DEB in diesem Jahr dar.

Nachwuchstrainer Andre Mücke weist darauf hin, dass dadurch die U20 mit ganzen neun(!) Spielern in die Saison gestartet ist, diese Situation verbesserte sich zwar im Verlauf des Jahres, jedoch konnte letztlich auf keinen in der Breite konkurrenzfähigen Kader zurückgegriffen werden. Der U17 wiederum machte der Umstand schwer zu schaffen, dass aus dem ältesten spielberechtigten Jahrgang 2003 nur wenige Spieler zur Verfügung standen, die zwangsläufig eingesetzten jüngeren Spieler hatten im Vergleich zur Konkurrenz körperliche Nachteile. Mücke zeigt sich allerdings überzeugt, wenn das Team in der kommenden Spielzeit zusammenbleibt und eventuell punktuell verstärkt werden kann, ist der Wiederaufstieg realistisch.


Die Verantwortlichen im Fuchsbau sind sich der Situation durchaus bewusst und alles andere als zufrieden. Die Ursachen sind nicht neu. Bernhard Stefan, Vorsitzender des Stammvereins „Lausitzer Füchse“ und Dirk Rohrbach, Geschäftsführer der Profis und Stellvertreter im Nachwuchsbereich, müssen zur Kenntnis nehmen, dass Weißwasser regelmäßig Talente an größere Klubs verliert. Wenn aus der U17 wie vergangenes Jahr, vor Saisonbeginn fünf Leistungsträger in Richtung Konkurrenz verlassen, so ist es angesichts des überschaubaren Anzahl Spieler unmöglich, diesen Aderlass zu kompensieren. Zu diesen sportlichen Gründen kommen familiäre oder berufliche Gründe, weswegen Spieler den Verein verlassen.

Grundsätzlich verfüge der Eissport in Weißwasser über zu wenig Spieler. Synergieeffekte, wie sie etwa die Kooperation mit Niesky oder anderen Standorten hervorbringen könne, müssen ausgelotet werden. Stefan und Rohrbach wissen auch, dass die Infrastruktur in leistungssportlicher Hinsicht durchaus Mängel aufweist. Sie wünschen sich Rahmenbedingungen, wie sie in Dresden oder Crimmitschau normal sind. Das betrifft ein Sportprofile in weiterführenden Schulen ebenso wie die Trainingsbedingungen. Eine einzelne Eisfläche für den Profi- und Nachwuchsbereich sowie den Amateur und Freizeitsport, die noch dazu für Freizeitaktivitäten, wie den beliebten Freilauf oder andere Veranstaltungen genutzt wird ist äußerst knapp bemessen.

Der ESW als Hauptnutzer der Eisarena würde gern sehen, dass die Stadt als deren Eigentümer flexibler auf die Bedürfnisse des Leistungssports reagiert. Spätestens hier tritt allerdings das Grundproblem zu Tage: Finanziell sind weder die Stadt noch der ESW auf Rosen gebettet. Zwänge führen zu Kompromisslösungen. Damit leben müssen letztlich beide Seiten. Dass im Nachwuchsbereich rote Zahlen geschrieben werden, ist kein Geheimnis, so Rohrbach. Die Trainer- und Übungsleitersituation scheint ebenfalls nicht optimal. Hier sind in der Vergangenheit nicht immer die besten Entscheidungen getroffen worden, geben beide Verantwortlichen unumwunden zu. Dem wird jetzt Rechnung getragen.

Mit Sebastian Wolsch wird ab Juni ein hauptamtlicher Nachwuchskoordinator und Trainer seine Arbeit aufnehmen. Im sportlichen Bereich soll nunmehr ein tragfähiges Konzept erarbeitet und vor allem umgesetzt werden. Dazu sollen frühere Spieler wie Götz, Heyer, Wartenberg, Rösler oder Lysk deutlich stärker eingebunden werden. Die Besetzung der künftigen Trainerstellen steht derzeit ebenfalls auf dem Prüfstand. Die sportliche Leitung will mit den Eltern weiter zusammenrücken, die Zusammenarbeit verbessern. Das private Umfeld beeinflusst ebenso wie die sportliche Einstellung und Lebensweise der Spieler deren Leistung auf dem Eis. Hier gibt es Kommunikationsbedarf in beiden Richtungen. Dabei gilt es, den Blick nach vorn zu richten, auch positive Dinge gäbe es vorzuweisen, so Stefan und Rohrbach.

Der Eishockeystandort Weißwasser hat nach wie vor einen guten Ruf Spieler die hier ihr Handwerk gelernt haben spielen in ganz Deutschland, das Wohnheim hat sich als Stabilitätsfaktor erwiesen, eine ganze Reihe von auswärtigen Spielern habe sich dadurch gut entwickelt. Wichtig sei es jetzt, keine Leistungsträger zu verlieren und punktuell nach Verstärkungen zu suchen. Die „Try Out“ Termine stehen mit dem 13. und 14. April bereits fest. Hier werde nach Talenten gesucht, die bereit sind für Weißwasser zu spielen. Schließlich solle der Wiederaufstieg sowohl der U17 als auch der U20 angegangen werden. Wenn die Leistungsträger im Fuchsbau bleiben, erhoffen sich die Verantwortlichen eine Signalwirkung.Manager Rohrbach sagt zum Abschluss, er würde liebend gern einem Spieler aus dem aktuellen Nachwuchs einen Vertrag in der „Ersten“ anbieten.

Das wichtigste ist und bleibt jedoch, dass in jeder Saison genügend Kinder und Eltern den Weg in die Eishalle finden, und dem Sport über alle Widrigkeiten hinweg treu bleiben.


Abb.1: Eine Verpflichtung, von der sich die Verantwortlichen im Fuchsbau um Bernhard Stefan (re.) viel versprechen: Sebastian Wolsch (li.) kehrt nach fast anderthalb Jahrzehnten „Auswärtsspiel“ in die Heimat zurück. Als neuer sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich will er in Weißwasser etwas bewegen. Wolsch kommt mit der Empfehlung, selbst alle Nachwuchsabteilungen bei den Füchsen durchlaufen und danach über 550 Oberliga- und 100 Zweitligaspiele als Aktiver absolviert zu haben. Bereits seit 2004 trainiert er Kinder im Nachwuchsbereich, letztes Jahr hat er in Waldkraiburg die erste Männermannschaft gecoacht. Er ist im Besitz der A- Trainerlizenz.


Abb.2: Die Trainingsbedingungen im Fuchsbau sind nicht in jeder Hinsicht optimal. Für das Sommer- bzw. Athletik muss entweder in diverse Sporthallen der Stadt oder auf die Freiflächen neben der Arena ausgewichen werden. Die Kids, hier die U11 mit Trainer Torsten Hanusch (re), sind dennoch mit Begeisterung bei der Sache. Bei allem Leistungsdruck dürfen die Kinder den Spaß beim Spielen nicht verlieren, so Hanusch. Die Erfolge der U9 und U11 geben ihm recht.

 

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